10. August. 2012
Interview mit Katja Poensgen
Katja Pönsgen startet in diesem Jahr erstmals in der FIM e-Power. Wir haben mit ihr über die revolutionäre Serie gesprochen.
Katja, du startest in dieser Saison in der FIM e-Power, der offiziellen Weltmeisterschaft der FIM. Wie kam es dazu?
Ich habe mich die letzten neun Jahre sehr zurückgenommen, das war vor allem auch damit verbunden, dass ich mich erst mal um mein Kind kümmern wollte, was 2005 zur Welt kam. Letztes Jahr habe ich dann mit Sport1 einige Reportagen gedreht. Eine davon in Schleiz zur Vorstellung der neuen e-Bikes vom Münch Racing Team. Anschließend durfte ich auch eine Runde drehen und war schlichtweg begeistert von der Power der Bikes. Im Winter bekam ich dann einen Anruf vom Team-Manager Thomas Petsch, ob ich mir nicht vorstellen könnte, in seinem Team in der nächsten Saison an den Start zu gehen. Ich musste noch einige Zeit drüber nachdenken und habe mich letztendlich im Februar dazu entschlossen mich diesem Projekt zu stellen.
Was sind die größten Unterschiede zu den Motorrädern, die du vorher um die Strecken dieser Welt bewegt hast?
Für mich stellt es erst mal eine riesen Herausforderung dar, in dieser Klasse nicht nur als Fahrerin an den Start zu gehen, sondern auch bei der Entwicklung maßgeblich beteiligt zu sein. Ich treffe hier wichtige Entscheidungen für den weiteren Produktionsprozess. Jedoch gab es für mich anfangs große Schwierigkeiten bei der Orientierung, wie sich das Motorrad verhält. Bei den Vergasermaschinen kann man sich da vor allem nach dem Sound richten, der bei den e-Bikes ausbliebt. Hier muss man der Spannung der Akkus besondere Aufmerksamkeit widmen. Es ist einfach eine andere Art der Fortbewegung. Da die Entwicklung noch in den Kinderschuhen steckt, bin ich derzeit glücklich über jede Zieleinkunft und das Erblicken der Zielflagge.
Du konntest in dieser Saison bereits ein Rennen gewinnen und führst die Meisterschaft an, fühlst du dich auf dem Elektro-Gefährt schon komplett zu Hause?
Es fühlt sich gut an, aber ich muss definitiv noch mehr Kilometer auf den neuen Bikes absolvieren. Bei dieser Technologie ist es schwierig mehr zu trainieren. Jede Trainingseinheit kann maximal 20 Minuten umfassen, danach muss der Akku vier Stunden lang laden. So wird es schwierig mehrere Turns zu absolvieren, wie es bei normalen Motorradtrainings der Fall ist. Mit der Zeit werde ich vertrauter mit der Technik, es wird aber noch einige Zeit dauern, bis ich mich hier wirklich zu Hause fühle.
Wie gut kennst du die Strecke in Oschersleben und was erwartest du von dem Gastspiel bei der 15. German Speedweek?
Ich habe schon gestern während des Trainings immerzu nur „Juhuuu“ unter dem Helm geschrien. Obwohl ich eine lange Fahrpause eingelegt hatte sind mir alle Kurven in Oschersleben noch sehr präsent. Die Motorsport Arena Oschersleben ist eine der wenigen Strecken, die keine großen Umbaumaßnahmen in den letzten Jahren vorgenommen hat, das finde ich klasse. Außerdem ist die Strecke vom Fahrverhalten her sehr abwechslungsreich, das macht einfach nur Spaß.
Zudem bin ich glücklich endlich ein Rennen in Deutschland fahren zu können. Viele Leute sprechen mich an, um mehr über die Technik zu erfahren, außerdem begrüßen wir hier viele Sponsoren und sogar mein Vater wird am Wochenende live vor Ort sein, um die Rennen zu sehen. Die Leute sind hier den ganzen Tag so gut drauf. Vor allem die Sportwarte der Streckensicherung stehen den ganzen Tag an der Strecke und als wir gestern Abend unser letztes Training hatten, haben selbst nach einem langen Tag in der Auslaufrunde alle zurückgewunken, es war einfach ein tolles Gefühl.
Denkst du, dass die Elektro-Technologie schon bald den „herkömmlichen“ Motorsport ablösen wird? Oder gehört zum Racing immer auch ein gewisser Sound?
Wir befinden uns derzeit noch am Anfang der Entwicklung dieser neuen Technik. Zudem ist diese Entwicklung sehr preisintensiv. Die Serienreife ist noch lange nicht erreicht, dass liegt vor allem an den Akkus, die zur Zeit noch zu schwer, zu groß und mit zu wenig Kapazität ausgestattet sind. Ich weiß aber, dass viele Teams derzeit an dieser Technologie arbeiten, jedoch noch nicht bereit sind in dieser Meisterschaft anzutreten. Wichtig ist, dass das Starterfeld in Zukunft wächst und somit auch mehr öffentliche Beachtung findet. Man wird sich in Zukunft daran gewöhnen, dass man nicht den typischen Motorradsound hört, wenn wir mit unseren e-Bikes auf der Strecke sind. Ich beobachte derzeit, dass viele Leute der Sache sehr offen gegenüberstehen und erstaunt sind, welche Leistung hinter den Maschinen steckt. Ich sehe es in Zukunft vor allem als Ergänzung zum gewöhnlichen Motorradrennsport und freue mich ein Teil davon zu sein!